Ganz alleine bin ich heute im Nebel unterwegs. Sie gehört ganz mir, diese helle Nebelwelt, die eine freundliche, stille Welt ist.
Langsam, andächtig fast, schlendere ich durch die Wolken. Nebelgeister mit ausladend weiten grauen Armen, die an Nichtnebeltagen nichts weiter als Bäume sind, begleiten mich auf meinem Weg. Manche nicken mir zu und werfen mir ein paar letzte braune oder gelbe Blätter , die langsam durch die Nebelluft trudeln und mit einem sanften Knistern zu Boden fallen, zu.
Auf einem dieser Nebelgeister sitzen zwei Raben. Sie krächzen mir ihr Nebellied zu. Krah! Krah!
Ich winke ihnen und folge dem Weg weiter bergan in die Weite des Nebelwaldes. Noch lange begleitet mich das „Krah! Krah!“ der Raben. Dann ist es wieder still.
Eine Stille, die gut tut. Ich bleibe stehen, blicke mich um. Man kann sie sehen, die Stille. Wohl und geborgen unter dem Schleier der Stille.
Tief atme ich ein. Es duftet nach November, Blättern und feuchter Erde, nach Tannenzapfen, Harz und ein bisschen auch nach Zuckerwatte und Zimt.
Hmmm …
Ich genieße diese Stille und diesen Duft noch ein Weilchen.
Dann verabschiede ich mich von der stillen Welt des Nebelwaldes. Mehr Romantik trage ich für diesen Tag nicht in mir.
Schlagwort: Waldliebe
Archibald Hektor Ludorus Salamandros
Kühl ist es heute. Ich friere in meiner Jeansjacke und drehe bibbernd meine Morgenrunde. Die kleine heute.
Fast über Nacht ist der Wald gelb geworden. Herbstlaubgelb. Und dieses Gelb strahlt so fröhlich und hell im Nebelgrau, dass man meint, die Waldwege seien in ein ockerwarmes Sonnenlicht getaucht. Es ist, als ersetzten die gelben Blätter die Sonnenstrahlen, die es heute nicht schaffen, hinter den Wolken hervorzublinzeln. Ich freue mich an den vielen kleinen ‚Blättersonnen‘, die mit tausenderlei hellen Lichtblinkern den Wald bemalen.
Aber ich freue mich nicht lange heute. Dieser Nebel! Ich friere.
„Boah, ist das kalt geworden!“, sage ich.
„St-st-stimmt“, höre ich da ein Stimmchen am Wegrand. „Lausig kalt. Ich friere.“
Wer spricht da? Ich schaue mich um und es dauert eine Weile, bis ich ihn zwischen gelben und braunen Blättern entdecke. Archibald Hektor Ludorus Salamandros, meinen Freund aus dem Sommer.
Ich erschrecke. Längst sollte der kleine Kerl in seinem Winterlager sein und schlafen. Und genau das sage ich ihm auch.
„Schlafen?“, schnaubt er widerwillig. „Würde ich gerne. Liebend gerne.“
„Und was hindert dich dann daran?“
„Nichts hindert. Niemand hindert!“, antwortet er nach einer kleinen Pause. Er zwinkert mir zu, dann stolziert er mit hoch erhobenem Kopf ein Stück hangaufwärts und verschwindet mit einem letzten Abschiedsrascheln zwischen zwei Steinen am Fuße einer Baumwurzel.
Ich wische mir eine Träne aus den Augenwinkeln.
„Tschüs! Und mach’s gut! Und auf bald im neuen Jahr!“, rufe ich ihm hinterher, doch wie immer bei unseren Begegnungen antwortet er mir auch dieses Mal nicht.
Er ist ein grußloser, ein eigensinniger Herr. Aber ich liebe ihn.
„Pass auf dich auf, Archibald Hektor Ludorus Salmatandros“, murmele ich und gehe weiter.
Mir ist nun wirklich kalt.
Die Ur-Sau
Heute ganz früh, der Morgen „blaute“ noch und die Luft malte schlierige Fetzen ins Land, raschelte es zwischen Farnen und Brombeerranken. Und da stand sie, die Ur-Sau! Fluchtbereit – oder doch eher angriffsfreudig? – starrte sie zu mir herauf, verharrte … und stieß einen wehklagenden Laut aus, der nach liebesheulendem Kater klang. Dann, wusch, war sie verschwunden.
Der Morgen „blaute“ noch immer … nur ich, ich war … nicht … blau. Ehrlich!
Waldwiesenmorgen
Wenn morgens die ersten Sonnenstrahlen auf der Waldwiese der blauen Stunde die Hand zum Abschied reichen, erklingt in mir Musik.
Eine leise, zarte Musik.
Die Morgenstimmung von Edvard Grieg aus der Peer Guynt-Suite.
Ich liebe Griegs Musik. Sie ist zauberhaft mystisch und inspirierend.
Sie passt wunderbar zum Morgen auf der Waldwiese.
Elfenflüstern
